Lautes Nachdenken über Veränderung
Unsere Klient:innen sollen zu Fürsprecher:innen einer Veränderung werden. In einer Atmosphäre von Akzeptanz, Mitgefühl und Partnerschaftlichkeit werden Klient:innen ermutigt, sich mit den eigenen Motiven auseinanderzusetzen. So können beispielsweise Diskrepanzen zwischen eigenem Verhalten und persönlichen Zielen den Anstoß zu einer Verhaltensänderung geben. Die Autonomie der Klient:innen hat oberste Priorität.
Beratung und Therapie auf Augenhöhe
Motivational Interviewing ist ein klientenzentriertes UND zielorientiertes Verfahren. Klient:innen werden nicht überzeugt oder überredet, sondern vielmehr zu einem so genannten Change Talk – einem lauten Nachdenken über Veränderung – ermutigt. Veränderung soll nicht verordnet, sondern in gegenseitigem Einvernehmen – auf Augenhöhe – vereinbart und vorbereitet werden. So können Ambivalenz und ein Verharren im Status quo überwunden werden.
Mehr als eine Frage der Motivation
Motivational Interviewing wurde in den achtziger Jahren zunächst in Abgrenzung zu herkömmlichen - oftmals konfrontativen - Methoden der Behandlung alkoholabhängiger Klient:innen entwickelt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Anwendungsbereich zunehmend erweitert. Motivational Interviewing hat sich von einer Methode zur Förderung der Behandlungsmotivation zu einem Kommunikationsansatz für Beratung und Therapie entwickelt. Andere Verfahren sollen nicht ersetzt, sondern ergänzt werden.
Wenn die Richtung unstrittig erscheint
Chronische Leiden, ganz gleich ob körperlicher oder psychischer Art, gehen mit erheblichen Einschränkungen und Belastungen einher. Oftmals können Patient:innen deren Verlauf durch eine Veränderung ihres Lebensstils entscheidend beeinflussen oder der Entwicklung einer chronischen Erkrankung vorbeugen. Eine bessere Balance von Anspannung und Entspannung, der Verzicht auf den Konsum so genannter Alltagsdrogen wie Alkohol und Tabak sowie mehr Sport und Bewegung sind nur einige Beispiele solcher Veränderungen.
Das eigene Verhalten zu ändern, ist jedoch alles andere als leicht: Vielleicht erscheinen die Erfolgsaussichten zu gering oder es erscheint zunächst schwer vorstellbar, alte Gewohnheiten, die in der Vergangenheit oftmals eine wichtige Funktion hatten, zu ändern.
Motivational Interviewing soll die Motivation zur Verhaltensänderung wecken. Aber auch wenn eine Veränderung etwa aus medizinischer oder therapeutischer Sicht notwendig erscheint, so liegt die Entscheidung doch stets bei den Patient:innen und Klient:innen.
Wenn es kein »Richtig« oder »Falsch« gibt
Nehme ich die Nebenwirkungen in Kauf? Zahle ich einen zu hohen Preis für meine Karriere? Soll ich mich trennen?
Häufig erlauben weder die »objektive« Abwägung aller Argumente noch wissenschaftliche Evidenz, eine klare Position zu beziehen und die »richtige« Entscheidung zu treffen. Dann werden die Berater:innen die Entscheidungsfindung der Klient:innen begleiten und eine neutrale Position einnehmen. Manchmal weist der innere Kompass der Klient:innen den Weg: Welche Entscheidung fördert die eigene Weiterentwicklung? Welche stimmt mit dem eigenen Wertesystem überein? Wertebasierte Interventionen können Klient:innen darin unterstützen, ihre eigene Entscheidung zu treffen.